Die genetische Datenbank (engl. storage), die autobiographisch gespeicherten Informationen (to store) und die gehörten Geschichten (stories) sind die Fäden, aus denen die Persönlichkeit gewoben wird.
Al Pesso postuliert eine Reihe von Bedürfnissen und Entwicklungsaufgaben. Zuerst müssen diese Bedürfnisse konkret erfüllt werden, Eltern füttern ihre Kinder buchstäblich. Später „füttern“ sie ihre Kinder symbolisch, sie „füttern“ sie mit geistiger Nahrung. Zuletzt sind wir in der Lage, uns selbst zu ernähren.
In diesem komplexen Geschehen gibt es eine Reihe potenzieller Fallstricke. Generell kann ein Bedürfnis überbefriedigt werden, es kann unbefriedigt bleiben, oder aber es ist umgekehrt, das Kind kümmert sich um die Anliegen der Eltern. Im Grunde handelt es sich um unpassende Antworten auf die kindlichen Bedürfnisse. Diese fehlerhafte Passung erinnern wir und projizieren die Erfüllung unserer kindlichen Bedürfnisse in das Heute. In einem Vortrag sagte Al Pesso einmal: „… so memory runs the show“ („…die Erinnerung bestimmt also das Geschehen“).
Al Pesso unterscheidet verschiedene „Orte des Geschehens“. Einige Orte bezeichnet er als „Bühnen“ und unterscheidet sie von anderen Orten, den „Schirmen“. Unter den Bühnen versteht er Orte einer gemeinsamen Realität. Wenn Sie den Raum mit einer anderen Person teilen, dann bezeichnet Pesso dies als Bühne der „scheinbaren Realität“. „Scheinbar“ ist diese Realität deshalb, weil alles, was wir sehen, gefärbt wird durch unsere Erinnerung. Eine weitere Bühne lässt sich am ehesten als Bühne des Körpers bezeichnen. Auf dieser Bühne zeigen sich körperliche Signale. So könnte es sein, dass Sie in Gegenwart der anderen Person eine diffuse Anspannung spüren. Diese Bühne wird im Mikrotracking genutzt. All dies geschieht tatsächlich. Sie sind wirklich mit einer Person in einem Raum, und ihr Körper reagiert mit Anspannung.
Wenn Sie sich diese Person als Ihren Vorgesetzen vorstellen, entsteht vor Ihren geistigen Augen eine Szene. Sie projizieren diese Szene quasi auf einen inneren Schirm. Ihr geistiger Körper wird darauf ebenfalls reagieren.
Für die therapeutische Arbeit hat Al Pesso nun eine weitere Bühne entwickelt. Die Strukturbühne. Sie ist nicht die Realität. Auf dieser Bühne übernehmen Rollenspieler Rollen und helfen der Klientin / dem Klienten in der Vorstellung in eine andere heilsame Vergangenheit zu reisen.
Ein Klient könnte seine Struktur mit den Worten beginnen: “Die Anderen haben alle so wichtige Themen.“ Hier würde ein PBSP-Therapeut einhaken: „Das klingt wie eine Stimme der Wahrheit, die sagt: ‚Es gibt Wichtigeres als dich!‘“ Ein zustimmendes Nicken des Klienten signalisiert dem Therapeuten, dass hier eine Überzeugung treffend benannt wurde.
Gefühle sind komplexer. Sie äußern sich selten direkt in dem, was ein Klient sagt. Oft sind sie in der Art, wie jemand etwas berichtet, oder in dem Bild, das eine Klientin benutzt, enthalten. Sie können sich im Körper oder im Verhalten zeigen. Die Modulation der Stimme oder die Veränderung des Gesichtsausdrucks sind dabei wichtige Hinweise für den Therapeuten. Al Pesso entwickelte einen Prozess, den er Mikrotracking nannte. Mikrotracking hilft, ein Gefühl und den Kontext, in dem es entsteht, bewusst zu machen. Hierzu führt Al Pesso eine vorgestellte Figur ein, die er den „Zeugen“ nennt. Der PBSP-Therapeut „leiht“ dem Zeugen quasi seine Stimme. In unserem Beispiel könnte der PBSP-Therapeut die Formulierung anbieten: „Wenn ein Zeuge hier wäre, würde er sagen: ‘Ich sehe, wie bedeutungslos du dich fühlst, während du feststellst, dass die anderen so wichtige Themen haben.‘ “
Der Zeuge steht auf der Seite der Gefühle und hilft, sie zu benennen und dem Kontext zuzuordnen. Stimmen (z.B.: die Stimme der Wahrheit, die Stimme der Vernunft, die Stimme der negativen Vorhersage etc.) helfen nicht, bewusste Überzeugungen zu erkennen.
In dieser Phase steht das Fühlen und Denken des Hier und Jetzt im Vordergrund. Akkurates Mikrotracking führt häufig zu lebensgeschichtlichen Zusammenhängen. Die Strukturbühne „bewegt“ sich nun in eine Vergangenheit, die zu einer Erinnerung geführt hat, die das Heute negativ beeinflusst. Dieser Historischen Szene wird in der Folge ein Antidot entgegengesetzt. Rollenspieler werden durch den Protagonisten angewiesen, die vergiftende Wirkung der Erinnerung aufzulösen, indem sie die Szene so darstellen, wie sie richtig gewesen wäre. Wesentlich dabei ist, dass die Klientin / der Klient die Szene nicht nur sieht und hört, sondern das die Szene erlebbar wird. Körper und Geist sollen diesen Moment als alternative Erinnerung erfahren. Deshalb ist es so bedeutsam, die Rollenspieler gut anzuweisen. In einer Struktur ist ein Rollenspieler eine Hilfsfigur für den Protagonisten. PBSP geht von der Annahme aus, dass die Seele – gibt man ihr den Raum – in der Lage ist die richtige Passform zu finden. An dieser Stelle wären Vorschläge durch die Rollenspieler verwirrend. Intuitiv möchten Rollenspieler häufig ihre Rollen auch körperlich zum Ausdruck bringen. So hat eine Rollenspielerin in der Rolle einer „idealen Mutter“ den natürlichen Impuls, ihr „Kind“ in den Arm zu nehmen. Dennoch hat sie in einer Struktur die Aufgabe zu warten bis der Protagonist sie dazu auffordert.
Eine Struktur endet mit einem heilenden Gegenbild. Die Strukturbühne wird ebenso rituell aufgelöst wie sie begonnen hat. Rollenspieler verlassen ihre Rollen, und die Strukturbühne